Keine Angst vor Konfrontation: Konflikte konstruktiv lösen

Keine Angst vor Konfrontation - Konflikte konstruktiv lösen

Im Prinzip ist uns klar, dass schwelende Konflikte und unausgesprochener Ärger nicht von alleine weggehen – und dass es sich lohnen würde, die Probleme endlich anzusprechen und sie zu lösen.

Aber neben der Frage: „Wie mache ich das konkret? Wie spreche ich Dinge so an, dass Konflikte nicht eskalieren?“ spielen oft auch Sorgen und Ängste eine Rolle: „Ich habe Angst vor Konfrontationen! Wie schaffe ich es, vor Konflikten nicht mehr wegzulaufen?“

Dieser Punkt ist genau so wichtig, vielleicht sogar noch wichtiger als die konkreten Kommunikationstechniken zu erlernen.

Um diese Ängste zu überwinden, brauchen wir einige Erlaubnisse, die wir uns wahrscheinlich bisher noch nicht gegeben haben:

  • Zum Beispiel die Erlaubnis, unsere Wünsche & Bedürfnisse zu erkunden und sie ernst zu nehmen.
  • Die Erlaubnis, zu ihnen zu stehen und sie laut zu äußern.
  • Und die Erlaubnis, dass andere möglicherweise enttäuscht oder verletzt reagieren dürfen, wenn wir sie auf ein Problem ansprechen.

Um uns diese Erlaubnisse geben zu können, ist eine intensive Auseinandersetzung mit unseren inneren Glaubenssätzen, unseren Gefühlen, Werten, Bedürfnissen, Zielen und Ressourcen hilfreich.

In diesem Artikel gebe ich dir einige konkrete Tipps & Impulse, um die ersten Schritte auf diesem Weg zu gehen. Wenn du dir eine intensivere persönliche Unterstützung, Begleitung & Anleitung wünschst, komm gerne auf mich zu

Ready to rumble? Legen wir los!

Woher kommt unsere Angst vor Konfrontation?

Als Erstes ist es wichtig zu wissen, dass der Wunsch, Konfrontationen zu vermeiden, kein Defizit ist, sondern etwas ganz Natürliches. Als soziale Wesen haben wir im Alltag beruflich und privat ständig mit anderen Menschen zu tun. Und am liebsten hätten wir es harmonisch, produktiv und dass es einfach „flutscht“. 😉

Wie wir aber alle irgendwann schmerzlich feststellen, „ticken“ nicht alle Menschen gleich: Wir haben unterschiedliche Ziele, Werte, Bedürfnisse, Eigenschaften und Meinungen. Und daraus ergeben sich oft Konflikte – vor allem, wenn Reibungen & Meinungsverschiedenheiten längere Zeit nicht geklärt werden und dann vor sich hin gären und immer schlimmer werden. 

Was lässt uns zögern, problematische Themen oder Verhaltensweisen anzusprechen?

Letztlich läuft es darauf hinaus, dass wir negative Konsequenzen befürchten und diese vermeiden wollen.

  • Wir haben Angst, die andere Person mit unserer Kritik zu verletzen, zu enttäuschen oder zu kränken.
  • Oder wir befürchten, dass die andere Person gar nicht versteht, was eigentlich das Problem ist und dass wir als „überempfindlich“ o.ä. dastehen.
  • Vielleicht glauben wir auch, dass wir gar nicht das Recht haben, bestimmte Personen zu kritisieren, z.B. Vorgesetzte oder ältere Familienmitglieder.
  • Oder wir befürchten, dass die andere Person wütend oder ausfallend wird, d.h. wir wollen uns vor Gegenangriffen oder Racheaktionen schützen. 

Diese Ängste sind durchaus berechtigt. Wir alle haben schon mindestens eine Konfrontation erlebt, die auf eine dieser Arten eskaliert ist. Dann doch lieber solche Gespräche ganz vermeiden, oder?

Die wichtigste Erkenntnis ist: Konfliktgespräche müssen nicht zwangsläufig so ablaufen. Es gibt viele andere, konstruktive Ergebnisse einer „Konfrontation“ – wenn man weiß, wie man sie richtig führt.

Ein positives Ergebnis könnte z.B. sein, dass sich beide Parteien besser kennenlernen, endlich ehrlich miteinander sind, und dadurch besser verstehen, warum die jeweils andere Person sich so verhält oder so denkt und fühlt, wie sie es tut.

Ein weiteres positives Ergebnis könnte sein, dass beide Parteien zusammen zu einer Lösung finden, die für beide funktioniert – und die oft sogar noch besser ist als die, die sich eine Partei alleine ausdenken kann.

Noch ein Ergebnis: Beide Parteien könnten einen anderen Umgang miteinander finden und vereinbaren, aufkommende Konflikte in Zukunft schneller und direkt miteinander zu klären, wenn die Seiten noch nicht verhärtet sind.

Ein Konfliktgespräch hat also das große Potenzial, Probleme wirklich zu lösen und die Beziehung zueinander zu stärken

Falls du dich damit noch schwertust und glaubst, dass du nur die Wahl hast zwischen „Probleme aushalten & runterschlucken“ einerseits und „auf den Tisch hauen & sich rücksichtslos durchsetzen“ andererseits, ist dieser Artikel vielleicht interessant für dich.

Durchsetzungsvermögen

Wie können wir lernen, keine Angst vor Konfrontationen oder Konflikten zu haben?

Kommen wir zum praktischen Teil:

Mit welchen Kommunikationstechniken und Methoden kann ich Konflikte konstruktiv lösen?

Die folgenden Schritte setze ich gerne in meinen Trainings ein, ich nenne sie liebevoll die „Erfolgstreppe“. 😉

Such dir als erstes einen (ja, wirklich nur einen!) konkreten Aspekt aus, der dich aktuell im Verhalten einer anderen Person stört. 

Schritt 1: Nutze die 3 Ws (Wahrnehmung, Wirkung & Wunsch)

Schreib dir auf, was dich konkret an einer bestimmten Situation gestört hat. Versuch dabei, so objektiv und sachlich wie möglich zu sein. Denk dabei an eine Kamera: Was genau hätte sie aufzeichnen können? Das ist deine Wahrnehmung der Situation.

Erkläre dann, warum es dich gestört hat, also welche negativen Auswirkungen das Verhalten auf dich hatte. Hat es z.B. zu Verzögerungen, Missverständnissen oder Stress geführt? Hat die Qualität deiner Arbeit gelitten? Das ist die (unerwünschte) Wirkung des Verhaltens.

Schreib dir dann auf, welchen konkreten Wunsch du an dein Gegenüber hast. Was soll sich ändern / wie möchtest du künftig mit der Situation umgehen / was könnte die andere Person anders machen? Das ist dein Wunsch für die Zukunft.

Formuliere die Sätze am besten als Ich-Botschaften, so läufst du weniger Gefahr, dass dein Gegenüber sich angegriffen fühlt:

„Mir ist aufgefallen … / Ich habe bemerkt … / Das hat dazu geführt das ich … / Das hat mich gestört … / Deshalb wünsche ich mir …“

💡 Challenge: Fass dich so kurz wie möglich. Schaffst du es, insgesamt maximal 5 Sätze zu schreiben?

Hier findest du mehr Infos & Beispiele zu den Themen Beobachten ohne zu bewerten, die eigenen Gefühle & Bedürfnisse erkennen und einen Wunsch/eine Bitte formulieren.

Schritt 2: Sprich mit dir selbst

Stell dich vor einen Spiegel und sag dir diese 5 Sätze klar & selbstbewusst ins Gesicht. Wiederhole sie so lange, bis du sie auswendig und ohne Stocken deutlich sagen kannst.

Nimm dich dann auf Video auf und schau dir deine Körpersprache an, wenn du die Sätze sagst (Windest du dich z.B., spielst du an deiner Kleidung oder deinen Haaren, stehst du aufrecht, hältst du Blickkontakt?) Versuche, so ruhig, klar und sicher wie möglich aufzutreten.

Schritt 3: Sprich mit einer Person deines Vertrauens

Wenn du das geschafft hast, bitte eine Person deines Vertrauens, dein stummes Gegenüber zu spielen und dir im Nachhinein wertschätzendes Feedback zu geben. Wie hat sie dich empfunden? Konnte sie deine Kritik und deinen Wunsch hören? Hat sie noch einen Tipp für dich?

Wiederhole die Übung, bis dein Gegenüber dir zwei Daumen nach oben gibt und dich anstrahlt. 😉

Schritt 4: Geh in den Dialog

Übe jetzt das Gespräch mit einer Person, die in Gesprächsführung oder Rollensimulation geschult ist, z.B. mit mir (wink, wink). So lernst du, wie du dein Gegenüber in den Dialog mit einbeziehst, wie du auf seine Antworten reagieren kannst und wie du gemeinsam eine gute Lösung für die Zukunft findest.

In meinen Trainings übernehme ich die Rolle deines Gegenübers. Im ersten Durchgang bin ich sehr kooperativ und entgegenkommend, das Gespräch verläuft unproblematisch und wir finden schnell zu einer Lösung. Wenn du dich in diesem Szenario sicher fühlst, gehe ich im zweiten Durchlauf etwas mehr in den Widerstand, stelle Fragen, rechtfertige mich oder versuche, eine ganz andere Lösung zu erreichen. Ich gebe dir dabei ganz konkrete Hilfe, was du tun kannst, um darauf konstruktiv und souverän zu reagieren. Wenn auch dieses Szenario gemeistert ist, machen wir auf Wunsch noch einen dritten Durchlauf, in dem ich es gezielt darauf anlege, das Gespräch eskalieren zu lassen. Auch hier gebe ich dir die besten Gesprächs- und Kommunikationstechniken mit, um das Gespräch zurück auf konstruktive Bahnen zu lenken. Danach bist du mehr als bereit (und in der Regel auch heiß darauf), das Gespräch in echt zu führen. 😉

Schritt 5: Such das echte Gespräch

So vorbereitet kannst du jetzt in das echte Gespräch gehen. Mach für dieses Gespräch unbedingt einen extra Termin mit deinem Gegenüber aus, führe schwierige Gespräche nie spontan zwischen Tür und Angel, sondern in Ruhe und so, dass die andere Person sich darauf einstellen kann.

In der Regel verlaufen die echten Gespräche sehr viel weniger dramatisch als die vorher geübten Szenarien.

Hier kannst du dich vom Gesprächsablauf eines Feedbackgesprächs und hier von der Vorbereitung auf ein Konfliktgespräch inspirieren lassen.

Schritt 6: Bleib dran und übe

Auch wenn du gerade kein dringendes Konfliktthema hast, empfehle ich dir, regelmäßig zu üben, Dinge anzusprechen, die dich stören. Sprich das Thema so früh, so sachlich, so kurz und undramatisch wie möglich an. Du wirst lernen, dass du viel mehr ansprechen kannst, als du denkst – wenn du weißt, WIE du es richtig machst.

Mit diesen sechs Schritten sammelst du ganz sanft ein Erfolgserlebnis nach dem anderen und gewinnst mehr Sicherheit in deiner Kommunikation & deinem Auftreten. Du lernst, dass du darauf vertrauen kannst, dass Konflikte lösbar sind, und dass #redenhilft. 💪

Wie kann es konkret klingen, ein Thema anzusprechen, das mich stört?

„Liebe*r …, ich schätze unsere Zusammenarbeit sehr und möchte, dass wir auch in Zukunft gut miteinander auskommen, deswegen möchte ich gerne eine Sache ansprechen, die mich letzten Montag irritiert hat:

Wir haben ja gemeinsam eine Präsentation für unseren Kunden XY gehalten und unsere aktuellen Projektergebnisse vorgestellt. Dabei ist mir aufgefallen, dass du mehrmals von „ich“ statt von „wir“ gesprochen hast. 

Das hat mich getroffen / verärgert / irritiert, weil ich den Eindruck hatte, dass mein Beitrag zum Projekterfolg nicht ausreichend gewürdigt wurde. Mir ist wichtig, dass wir auf Augenhöhe miteinander arbeiten und dass unser jeweiliger Anteil am Projekterfolg auch für Außenstehende sichtbar wird. 

Ich bitte dich, in Zukunft, explizit zu benennen, wer für welches Ergebnis zuständig war – oder mich meinen Teil selbst vorstellen zu lassen.

Bist du damit einverstanden, dass wir das in Zukunft so handhaben?“

Sollte ich ab sofort alles ansprechen, was mich stört?

Nein, ich bin nicht der Meinung, dass du alles ansprechen solltest, was dich stört.

Erstens gibt es viele Dinge, die uns in dem Moment, in dem sie passieren, total dramatisch vorkommen, die sich im Nachhinein aber als unbedeutend herausstellen (der sprichwörtliche Elefant, den wir manchmal aus einer Mücke machen).

Manches dürfen wir auch ganz großzügig übersehen und auf sich beruhen lassen. Es kann ein Zeichen von Toleranz und innerer Größe sein, bei verschmerzbaren „Fehltritten“ anderer ein Auge zuzudrücken – und auf das Gleiche zu hoffen, wenn wir selbst mal daneben treten.

Was auch dafür spricht, nicht gleich alles anzusprechen: Wir sind oft direkt in der Situation sehr emotional und kochen dann z.B. vor Wut oder würden am liebsten Schreien oder in Tränen ausbrechen. Das sind keine guten Voraussetzungen, um ein Problem zu klären, denn wenn wir Adrenalin ausschütten, fällt es uns schwer, klar zu denken – und es fallen höchstwahrscheinlich böse Worte, die uns im Nachhinein leid tun. 

Ich empfehle daher, einen halben Tag oder auch eine Nacht abzuwarten und dann zu prüfen, ob die Situation immer noch so schwer auf dir lastet. Wenn du dich entscheidest, das Gespräch zu suchen, bist du in der Regel mit diesem Abstand sehr viel ruhiger und gedanklich und emotional sortierter. Idealerweise fallen dir dann auch wieder ein paar Kommunikationstechniken ein wie offene Fragen stellen, Ich-Botschaften senden oder die 3 Ws, die dir helfen, das Gespräch konstruktiv und lösungsorientiert zu führen. 😉

Gibt es eine "goldene Regel", die für alle Konflikte & Konfrontationen gilt?

Oh ja! Meine liebste:

„Es geht nicht darum, Recht zu haben, sondern darum, eine bessere Lösung für die Zukunft zu finden.“ 

Wie viel Zeit verbringen wir oft damit, uns selbst und unserem Gegenüber „beweisen“ zu wollen, dass wir im Recht sind und unser Gegenüber im Unrecht!

Nichts ist so unproduktiv und eskaliert Konfliktgespräche so schnell, wie der Wunsch, Recht zu haben.

Dabei geht es nicht darum, einen Konflikt zu „gewinnen“ oder zu „verlieren“. Es geht darum, etwas zu verstehen: 

  • Zu verstehen, wie ich eine Situation erlebt und was ich gedacht habe.
  • Zu verstehen, wie mein Gegenüber die Situation erlebt und was er gedacht hat.
  • Zu verstehen, wo wir uns vielleicht missverstanden haben. Und dann gemeinsam zu überlegen, wie wir es in Zukunft anders und besser handhaben könnten.

Dazu muss ich innerlich den Wunsch loslassen, „im Recht zu sein“, und meine Energie stattdessen auf die Suche nach Lösungen richten.

Wenn dich dieser Artikel angeregt hat, einen Konflikt endlich anzusprechen und bessere Lösungen für die Zukunft zu finden, dann feiere ich mit dir! 🥳

Wenn du dir dabei professionelle Begleitung, Feedback & Unterstützung wünschst, komm gerne auf mich zu!

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Wann hast du das letzte Mal einen Konflikt angesprochen? Und konntest du ihn klären? Ich bin gespannt, welche Erfahrungen du gemacht hast! Lass mir gerne weiter unten ein Kommentar da.

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